Provinzialisierung im Deutschen Reich
Von der Industrialisierung zum Ersten Weltkrieg
Der Übergang Thurnaus vom 19. ins 20. Jahrhundert war geprägt von Bestrebungen Industrie in Thurnau zu etablieren, die insgesamt wenig Früchte trugen. Im wirtschaftlich prosperierenden Franken, war Thurnau eher abgehängt. Der Wirtschaftsstandort Thurnau war abhängig von Einnahmen durch den Personenverkehr, der mit dem Finanzamt und dem Amtsgericht einhergingen, und die 16 Wirtshäuser (Stand 1904) am Leben hielt.
Der erste Weltkrieg sorgte für zusätzliche wirtschaftliche Engpässe und der Verlust von vielen jungen Männern, die im Krieg gefallen sind, stellte die Gemeinde Thurnau vor große wirtschafts- und soziapolitische Aufgaben.
1929: Verlust des Finanzamts und des Amtsgerichts
Der Verlust des Finanzamts am 1. Januar 1929 und des Amtsgerichts sechs Monate später stellte einen herben Einschnitt in der Thurnauer Geschichte dar. Nachdem die Industrialisierungsbemühungen in den vorangegangenen Jahrzehnten weitestgehend erfolglos blieben, war der Besucherverkehr, der mit den Institutionen einherging, einer der wichtigsten Einnahmequellen. Gerade den vielen Wirtslokalen in Thurnau fehlte zunehmend die Besucherschaft und das gesellschaftliche Leben verarmte. Zusätzlich gebeutelt durch die Inflationsjahre 1922/23 und eine Hochwasserkatastrophe (9. Juli 1927) befindet sich Thurnau nach dem 1. Weltkrieg in einen zunehmenden wirtschaftlichen Verfall und die „Goldenen Zwanziger“ waren der Thurnauer Bevölkerung nur durch Erzählungen bekannt.

Referenzen
Literatur:
Vom Residenzort zur Landgemeinde. Ersch. in: Markt Thurnau (Hrsg.): Thurnau 1239-1989. Bayreuth, 1989. S.17-38.
Zwei Kriege dazwischen wenig. Ersch. in: Markt Thurnau (Hrsg.): Thurnau 1239-1989. Bayreuth, 1989. S.52-65.
Kampflose Übergabe des Marktes Thurnau an die Amerikaner. Ersch. in: Markt Thurnau (Hrsg.): Thurnau 1239-1989. Bayreuth, 1989. S.66-70.
Quellen:
Verordnung von 1929 “Aufhebung Finanzamt” aus dem Staatsarchiv Bamberg (Signatur: StaBa, K3 FI Nr. 433)
Zeitungsartikel aus dem Bamberger Tagblatt vom 02.09.1929 zum „Verlust des Amtsgerichts“ aus dem Staatsarchiv Bamberg (Signatur: StaBa, K3 FI Nr.433)
Verordnung von 1928 zur „Zusammenlegung Finanzämter“ aus dem Staatsarchiv Bamberg (Sigantur: StaBa, Landesfinanzamt Nürnberg, Zweigstelle Nr. 1155)
Autoren: Robin Jacob, Karla Pfitzinger
