Einführung
Grenzen
Grenzen bestimmen, wo wir leben können, uns zugehörig fühlen oder fremd bleiben und zu welchen Rechten und Dienstleistungen wir Zugang haben, auch wenn wir weit entfernt von einer Staatsgrenze leben. Manchen geben Grenzen ein Gefühl der Sicherheit, für andere werden sie lebensbedrohlich. Grenzen und Grenzgebiete sind auch eine „Kontaktzone“ oder ein „dritter Raum“ zwischen anderen Einheiten, in denen neue Ideen und Identitäten entstehen können.
Obwohl manche Grenzen auf geographischen Barrieren basieren, sind sie von Menschenhand geschaffen und ihre Lage sowie ihre Bedeutung verändern sich im Laufe der Zeit. Auch nach ihrem politischen Verschwinden leben viele ehemalige Grenzen als „Phantomgrenzen“ in gesellschaftlichen Strukturen und Identitäten weiter.
Während Grenzen für die Entwicklung von Nationen von zentraler Bedeutung sind, sind die Prozesse, die Grenzen erfunden, aufrechterhalten und ihnen Bedeutung verliehen haben, oft transnational.
Die Ausstellung enthält Artefakte, welche im Zusammenhang mit Grenzziehungen in Thurnau, Deutschland, Europa und der Welt. Persönliche Erinnerungen wurden von Studierenden der Universität Bayreuth kuratiert, welche selbst viele Grenzen überschritten haben. Die Ausstellung lädt zum Erkunden der verflochtenen Geschichte von Grenzen, zum Vergleich verschiedener Grenzregionen, zum Reflektieren über die Bedeutung von Grenzen in Vorstellungen von Erbe und Zugehörigkeit ein. Sie können die Ausstellung durch Ihre eigenen Grenzerfahrungen und Grenzgeschichten Mit- und Weitergestalten.

Dunkelheit, Licht, Grauzonen
Die Geschichte und Gegenwart von Grenzen, ist von Dunkelheit, Licht und einer großen Grauzone dazwischen gekennzeichnet. Ideen und Konzepte aus der Globalgeschichte in eine Ausstellung umzuwandeln, erforderte große Kompromisse, unfaire Auswahl-prozesse und eine gewisse Reduktion durch die Selektion unsererseits. Um den Auswahl-prozess zu beginnen und unseren Fokus zu finden, begannen wir mit einer Denkübung: wir filterten das Wort „Grenze“ aus seinen Kontexten heraus, suchten nach Synonymen und diskutierten unterschiedliche und oft widersprüchliche Anwendungen in verschiedenen Sprachen.
Unsere Impressionen dieser Diskussionen platzierten wir rechts in Raum II, dem dunklen Raum. Er bleibt ein Ort, in welchem unverarbeitete Ideen leben, einschließlich kollektiver und individueller Erinnerungen, plötzlichen Momenten der Erleuchtung, dazugehörigen Objekten und kreativen Antworten.

Unsere Ideen, unser Wissen und unsere Erfahrungen haben wir links in Raum III platziert, einem Raum voller Licht, in welchem alles klar und von Wissen und Erfahrungen geordnet erscheint.
Zwischen den beiden kontrastierenden Orten haben wir die große Grauzone platziert: gedämmtes Licht begegnet Schatten und Dunkelheit. Klarheit und Nuancen der historischen Analyse treffen auf durchbrochene Chronologien in der Szenographie der Objekte. Ordnung wird durch Unordnung restrukturiert: Unser Eingang zur Grenze.
Genießen Sie verantwortungsbewusst.
