Thurnaus Grenzen
Von Thurnau sind es heute ca. 60km zur Staatsgrenze mit der Tschechischen Republik. Gerade etwas zu viel um noch als typische Grenzregion wahrgenommen zu werden, doch noch bis 1990 war die innerdeutsche Grenze nur ca. 30 Kilometer Luftlinie entfernt. Einst lagen die Grenzen der Herrschaft Thurnau sogar direkt hinter dem Schloss.
Beschäftigt man sich mit Grenzen in Oberfranken über die vergangenen Jahrhunderte, so ergibt sich ein Bild, das weitaus komplexer anmutet, als es in der Gegenwart der Fall scheint. Denn auch wenn von den alten Grenzen heute meist nur noch, wenn überhaupt, einzelne Grenzsteine stehen, den Witterungen der Jahrhunderte trotzend, so prägen sie bis heute Ortscharakter und Zugehörigkeitsgefühl. Besonders die drastischen Umbrüche der letzten drei Jahrhunderte hinterließen ihre Spuren, waren sie doch von der Herrschaft des Hauses von Giech und Thurnaus „Unabhängigkeit“, den Wirren der Französischen Revolution, aber auch den Grenzverschiebungen durch deutsche Reichsgründung, Kolonialismus, „Drittes Reich“, Eisernen Vorhang und der Erweiterung der EU beeinflusst.

Thurnau war und ist in vielfacher Weise mit Schicksalen, Lebenswegen und Einflüssen durch Grenzen und Migration verbunden. Eine Thematik, die in Zeiten von erneuten Grenzkonflikten und Flucht kaum aktueller sein könnten.
Die Ausstellung lädt Sie ein, ausgewählte und unvollständige Spuren dieser Grenz-geschichte durch die Architektur des Schlosses, Objekte der Giechschen Sammlung, Archivalien des Marktes und des Hauptstaatsarchivs Bamberg und durch die Erinnerungen von Thurnauern zu entdecken und mit überregionalen und globalen Bezügen in Verbindung zu setzten.
Referenzen
Literatur:
Thurnau – 1239 bis zum Ende des Alten Reiches. Ersch. in: Markt Thurnau (Hrsg.): Thurnau 1239-1989. Bayreuth, 1989. S.9-16.
Köbler, Gerhard: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München, 2019, S.219.
Autoren: Luca Kost, Wolfgang Ficht
